Schmuck &Robe
Schmuck und Robe? Hallo!!! Das passt ja überhaupt nicht zusammen! Schmuck und/auf Robe, undenkbar! Wo kämen wir denn da hin?
In der Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums der Justiz
vom 21. September 2016, Az. B3 – 3152 – VI – 1825/2016
(JMBl. S. 118) steht:
Amtstracht in der ordentlichen Gerichtsbarkeit
1. Art und Ausgestaltung der Amtstracht
1.1
Die Amtstracht besteht aus einer schwarzen Robe mit schwarzem Besatz.
1.2
Der Besatz besteht
1.2.1
bei Berufsrichterinnen und Berufsrichtern, Handelsrichterinnen und Handelsrichtern, Vertreterinnen und Vertretern der Staatsanwaltschaft sowie bei Rechtspflegerinnen und Rechtspflegern aus Samt,
1.2.2
bei Urkundsbeamtinnen und Urkundsbeamten der Geschäftsstelle sowie mit deren Aufgaben betrauten Personen aus Wollstoff.
Meine Inspiration, mich mit “Schmuck&Robe” zu beschäftigen, war Ruth Bader Ginsburg.
Ginsburg engagierte sich stets für die Gleichstellung der Geschlechter. Sie gilt als Vorreiterin für Frauenrechte und liberale Denkweisen. Sie selbst erlebte vor allem auch Sexismus während ihrer gesamten Karriere, sowohl auf der persönlichen als auch auf der gesetzlichen Ebene. Berüchtigt waren ihre scharf formulierten Mindermeinungen bei Gericht, für die Ginsberg vor allem von vielen Nichtjuristen gefeiert wurde.
Ihr Lebensmotto war unter anderem: „Kämpfen für Dinge, die für mich wichtig sind, aber ich mache es auf eine Weise, die andere dazu bringt, sich mir anzuschließen“ und „ich lasse mich nie von Gefühlen wie Wut, Neid oder Groll ablenken, denn sie rauben nur Energie und verschwenden Zeit“. Ein Slogan entstand seinerzeit: “You cant spell der truth without Ruth” ….. Wahrheit kann nicht ohne Ruth Bader Ginsberg buchstabiert werden.
Dazu kam nun, dass Ginsberg als Richterin am Obersten Gericht einen sehr eigenen Kleidungsstil pflegte. Häufig trug sie zu der traditionellen Robe ein Jabot, also eine am Kragen befestigte Spitzen- oder Seidenrüsche. Anfänglich war dieses von weißer Farbe, jedoch wurde es mit den Jahren immer bunter. Bei den Gelegenheiten, bei denen sie eine abweichende Meinung zu Protokoll gab, und das war in vielen Fällen so, trug sie ein ganz besonderes dissent jabot, das ihren Widerspruch und ihre abweichende Meinung zu dem aktuell juristischen Problem öffentlich für alle Beteiligten darlegen sollte. Oftmals wusste man bereits beim ersten Blick auf das dissent jabot, wie der jeweiligen Prozess ausgehen wird.
Hier ein paar Beispiele von Ruth Bader Ginsburgs Schmuck
Die Ausstellung
„Schmuck und Robe“ zeigt ausladende Schmuckstücke an Roben, angelehnt an Ruth Bader Ginsburg, der verstorbenen Richterin am Supreme Court, die stets auslandende Schmuckstücke – gerne mit Aussage getragen hat.
Oder kennen Sie Lady Hale? Lady Brenda Hale ist bekannt für ihre exzentrischen Broschen. Eine eindeutige Botschaft hat sie gesendet:
Als die Präsidentin des britischen Supreme Courts Boris Johnsons parlamentarische Pause für rechtswidrig erklärt, krabbelt ihr eine riesige Spinne über die Schulter und die Botschaft ist eindeutig.
Gibt es eine Lösung und wie sieht diese aus?
Sind Schmuckstücke in Deutschland an Roben denkbar? Eine provokative Frage.
In seiner Laudation am 06. Oktober empfahl Reinhart Hoffmann Folgendes:
Mein Vorschlag würde lauten:
Nach dem Punkt 1.2.1 wird folgender Punkt 1.2.1.1 eingeführt:
Die Robe von Berufsrichterinnen und Berufsrichtern (auch Richtern, wir leben ja im Zeitalter des Gender-Mainstreaming) kann mit einem geeigneten Schmuckstück versehen werden.
Die Geeignetheit wird in einem gesonderten JMS festgestellt.
In Modezeitschriften wird häufig über „subtile Botschaften“ fabuliert, die man mit Outfits oder Accessoires senden könne.